Die Verwandtenehe, auch als Verwandtenheirat bekannt, bezeichnet die Eheschließung zwischen Blutsverwandten, die eine gemeinsame biologische Abstammung haben. Zu den häufigsten Formen der Verwandtenehe zählen Ehen zwischen Cousins und Cousinen, einschließlich solcher zwischen Cousin zweiten Grades. In der Regel ist eine konsanguine Ehe durch eine bestimmte Gradzahl der Blutsverwandtschaft, auch konsanguinitas genannt, definiert. Neben rechtlichen Aspekten birgt die Verwandtenehe einige Risiken, insbesondere in Bezug auf genetische Erkrankungen, die aufgrund eines möglichen Ahnenimplex oder Ahnengeschwister-Vereinigungen verstärkt auftreten können. Die biologische Verbindung zwischen den Partnern kann in einigen Kulturen eine besondere Bedeutung haben, jedoch gibt es auch signifikante gesellschaftliche und rechtliche Regelungen, die die Verwandtenehe betreffen.
Rechtslage in Deutschland und der Schweiz
In Deutschland ist die Verwandtenehe durch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) geregelt. Gemäß § 1306 BGB sind Ehen zwischen Verwandten in gerader Linie, also zwischen Eltern und Kindern, sowie zwischen Geschwistern verboten. Bei Ehen zwischen Verwandten zweiten Grades, wie beispielsweise Cousins und Cousinen, ist die Eheschließung jedoch möglich, vorausgesetzt, es liegen keine anderen rechtlichen Hindernisse vor. Scheidungen und die damit verbundenen Unterhaltsfälle müssen im Kontext der Verwandtenehe ebenfalls beachtet werden, da Ansprüche auf Unterhalt und Pflichtteilsrecht auch hier gelten. In der Schweiz dagegen sind Ehen zwischen volljährigen Verwandten nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen, was eine flexiblere Regelung darstellt. Diese unterschiedlichen Rechtslagen in Deutschland und der Schweiz können bedeutende Auswirkungen auf die Erbschaftsregelung haben, wenn es um den Nachlass von Erblassern geht und die Ansprüche der Ehepartner in Verwandtenehen betrifft. Zudem müssen in beiden Ländern die Bestimmungen der EU-Verordnung hinsichtlich internationaler Ehescheidungen beachtet werden.
Regelungen in der katholischen Kirche und im Islam
Die theologische Reflexion über Verwandtenehe zeigt unterschiedliche Einstellungen innerhalb der katholischen Kirche und im Islam. In der katholischen Kirche, besonders im Erzbistum Köln, wird die Ehe als heiligen Bund betrachtet, der nach ethischen Grundsätzen gelebt werden sollte. Handreichungen der EKHN thematisieren die Herausforderungen und Möglichkeiten von katholisch-islamischen Ehen, die immer häufiger in Kirchengemeinden zu beobachten sind. Im Mittelpunkt steht oft der Ehewunsch von Paaren, die in einer Verwandtenehe leben möchten. Die Lebenspraxis dieser Paare wird sowohl von theologischen Impulsen als auch von sozialen Normen beeinflusst. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland betont, dass das Zustandekommen einer Ehe im Islam in einem anderen Licht gesehen wird, wobei die familiären Verbindungen eine wichtige Rolle spielen. Somit gibt es sowohl im Christentum als auch im Islam unterschiedliche Perspektiven, die sich auf die Verwandtenehe beziehen.
Risiken und Beispiele für Verwandtenehen weltweit
Verwandtenehen, insbesondere zwischen Blutsverwandten wie Cousins und Cousinen, sind in vielen Kulturen verbreitet und basieren oft auf traditionellen Werten. Diese Ehen können jedoch mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Erbkrankheiten verbunden sein, insbesondere wenn rezessive Merkmale in der Familie vorhanden sind. Konsanguinität, das bedeutet die Ehe zwischen Verwandten, kann das Risiko autosomal rezessiver Erkrankungen erhöhen, da das genetische Material in solchen Fällen näher verwandt ist, als bei Eheschließungen zwischen nicht verwandten Partnern. Historisch gesehen haben auch bedeutende Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Edvard Grieg und Friedrich Hayek aus verwandtschaftlichen Verbindungen geheiratet. Dennoch sind die Risiken nicht zu unterschätzen, da sie gravierende Auswirkungen auf die Nachkommen haben können. Mario Vargas Llosa hebt die ethischen Fragestellungen hervor, die sich aus diesen praktiken ergeben, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen auf die gesellschaftliche Gesundheit.