Dienstag, 16.12.2025

Kongresshalle Nürnberg: Ergänzungsbau des Theaterprojekts erreicht Rohbauhöhe

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Ein Jahr nach dem offiziellen Baubeginn ist der Ergänzungsbau im Innenhof der Kongresshalle in Nürnberg bis zum Dach über dem Hauptgeschoss errichtet. Der Neubau für das Staatstheater und für Ermöglichungsräume der freien Szene zeigt damit den ersten sichtbaren Baufortschritt auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände.

Baufortschritt und technische Eckdaten

Der Ergänzungsbau umfasst auf rund 4 700 Quadratmetern die Hauptbühne, einen Zuschauerraum für 800 Personen, den Orchestergraben sowie Probenräume für das Orchester. Der Rohbau ist auf 17 Meter Höhe fertiggestellt, einzig der 34 Meter hohe Bühnenturm fehlt noch. Im unteren der bisher errichteten zwei Geschosse sind Lieferzonen, Magazine, Unterbühne, Künstlergarderoben und Technikflächen realisiert worden. Das darüberliegende Hauptgeschoss wird die Spielstätte mit Hinter- und Seitenbühne, einer großen Probebühne und dem Zuschauerraum aufnehmen.

Seit Baubeginn wurden nach Angaben der Stadt 10 500 Kubikmeter Beton, 1 762 Tonnen Bewehrungsstahl, 245 Tonnen Stahlträger und 2 200 Quadratmeter Gitterträgerdecken verbaut. In den kommenden Wochen stehen die Außenwände des Bühnenturms, die Parkettebene des Zuschauerraums, der Rang und die Dachdecke über dem Zuschauerraum an. Alle Dächer sollen bis Anfang April 2026 regendicht sein. Die Fertigstellung des Ergänzungsbaus ist für Ende 2027 vorgesehen.

Entscheidungen, Auftrag und Ablauf

Die schnelle Umsetzung begründet die Stadt unter anderem mit dem Stadtratsvotum aus Juli 2022, das die Platzierung des Neubaus im nordwestlichen Bereich des Innenhofs festlegte. Dadurch konnten vorhandene Fundamentplatten genutzt werden, was einen zügigen Start der Hochbauarbeiten ermöglichte. Den Auftrag für den Ergänzungsbau erhielt im Juli 2024 die Firma Georg Reisch GmbH & Co. KG aus Bad Saulgau. Der Entwurf stammt von der LRO GmbH & Co. KG aus Stuttgart. Die Stadt setzt bei der Ausführung auf ein Totalübernehmerverfahren, bei dem ein einziger Auftragnehmer Planung und Bauausführung verantwortet.

Oberbürgermeister Marcus König würdigt den Baufortschritt als sichtbaren Schritt zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Ortes und betont, dass die Kulturbauvorhaben das Profil Nürnbergs als Kulturstadt schärfen und Impulse für die Stadtentwicklung in der Nähe des neuen Stadtteils Lichtenreuth setzen. Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner hebt hervor, dass an dem historisch belasteten Ort eine zeitgemäße kulturelle Infrastruktur entsteht, die offene Zugänge, professionelle Bedingungen und neue Perspektiven ermögliche. Der Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich bezeichnet den bisherigen Bauverlauf als Bestätigung der Entscheidung für das Totalübernehmermodell und lobt die Arbeit des Planungs- und Bauteams unter den komplexen Bedingungen des Bestands.

Kultureller Kontext und historische Einordnung

Die Bauarbeiten sind Teil eines größeren Vorhabens, mit dem die Stadt Nürnberg Teile der bislang wenig genutzten Kongresshalle als Raum für Kunst, Kultur und Bildung öffnen will. Für das Jahr 2028 plant die Stadt auf mehr als 7 000 Quadratmetern die Schaffung von Ateliers, Studiobühnen, Ausstellungsflächen und Proberäumen. Gleichzeitig soll das Staatstheater eine Spielstätte im Innenhof eröffnen.

Die Kongresshalle zählt zu den markantesten Bauwerken der NS-Architektur. Der hufeisenförmige Rohbau mit zwei Kopfbauten wurde nach 1939 nicht fertiggestellt und steht seit 1973 unter Denkmalschutz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude unter anderem als Lager genutzt. Teile der Halle beherbergen seit Jahrzehnten kulturelle Einrichtungen, etwa Proberäume der Nürnberger Symphoniker und das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Bund und Freistaat Bayern unterstützen die Entwicklung der Kongresshalle ebenso wie die Umgestaltung des benachbarten Ensembles zu einem Lern- und Begegnungsort.

Die Stadt beschreibt den Umbau als Beitrag, die Kongresshalle als Ort für Diskurs, Auseinandersetzung und demokratische Bildung zu nutzen. In den vergangenen Jahren wurden bereits spartenübergreifende Formate erprobt, Kooperationen etwa mit dem Deutschen Pavillon auf der Biennale di Venezia fanden statt. Perspektivisch soll eine noch zu gründende Stiftung die weitere kulturelle Nutzung und die Vermittlungsarbeit organisatorisch tragen.

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